Oktober 2016.

Jajo war schon immer ein eher leichtes und kleines Kind. Das hat er mit vielen anderen Herzchen gemeinsam. Er kam zwar mit dem stolzen Gewicht von 3620g bei einer Größe von 52cm zur Welt, doch nach und nach zeigte sich, dass er dort nicht würde anknüpfen können. Bei der U6 mit einem Jahr beispielsweise wog er etwas über acht Kilo bei einer Größe von 73cm. Und noch heute gehört er zu den Kleinsten und Leichtesten seines Alters. Emil ist jetzt acht Jahre alt, 116cm groß und bringt 17 Kilo auf die Waage.

Mein Sohn ist ein schlechter Esser. Daran haben auch die OPs nichts geändert. Er mag viele Dinge nicht und isst unheimlich langsam, weshalb er für die Mahlzeiten immer doppelt so viel Zeit benötigt wie der Rest der Familie. Er lässt sich leicht ablenken, redet viel und vergisst dabei die Nahrungsaufnahme. Ständig muss ich ihn ermahnen. Das ist mitunter sehr nervenaufreibend und stresst mich sehr. Ich komme mir manchmal vor wie Fräulein Rottenmeier die nichts anderes tut als zu nörgeln. Ich kann mich dann während der Mahlzeiten auf nichts anderes mehr konzentrieren als auf ihn. Das tut mir für meine Kinder so leid denn ich möchte, dass sie unsere gemeinsamen Mahlzeiten in schöner Erinnerung behalten wenn sie einmal erwachsen sind. Und es tut mir leid für Johann, der dabei wieder einmal zurückstecken muss. Doch ich kann einfach nicht aus meiner Haut, denn ich sorge mich um Emil. Ich schaffe es nicht, einfach mal locker zu bleiben und Vertrauen zu meinem Kind zu haben. Denn er kann ja essen wenn er will. So liebt er wie die meisten Kinder Süßigkeiten und Pommes. Zur Zeit müssen es aber Crêpes sein, am besten mit Nutella. Die verputzt er fast genauso schnell wie Johann. 😀

Johann ist da komplett anders, das war schon von Beginn an so. Es war und ist so einfach mit ihm,  er hat Essen schon damals geliebt und tut es noch heute. Er probiert fast alles und bis auf Käse mag er es auch. Während Emil redet und träumt, konzentriert Johann sich auf die Mahlzeiten. Erst wenn er satt ist, mischt er sich ins Gespräch ein. Und das sieht man auch. Johann wiegt mittlerweile mehr als Emil und ist fast genauso groß, obwohl drei Jahre und fünf Monate Altersunterschied zwischen meinen Kindern liegen. Von hinten sehen sie manchmal aus wie Zwillinge.

Wir hatten sehr große Hoffnungen,  dass es nach der OP besser werden würde, dass Jajo mehr isst, schnell zunimmt und wächst. Nach dem Eingriff und der Zeit auf Intensiv wog der kleine Kerl nur noch 15 Kilo, seine Arme und Beine sahen aus wie Streichhölzer und er hatte kaum Kraft. Aber es wurde nicht wirklich besser, zwar wiegt er jetzt wieder genauso viel wie vor der OP, aber das reicht eben nicht. Er wirkt klein, zerbrechlich, schmächtig. Emil ist mit Abstand der Kleinste in seiner Klasse und mittlerweile ist es auch schon vorgekommen, dass ihn ein paar Kinder deshalb geärgert haben. Das tut mir so leid denn ich sehe, dass ihn das verletzt. Ich versuche ihm die nötige Stärke mit auf den Weg zu geben damit er sich wehren kann, denn sonst werden die Kinder in ihm immer ein leicht zu ärgerndes Opfer sehen.