Der Herzschrittmacher (die sechste OP)

Dezember 2011

Am zwölften Dezember wurde Emil morgens um acht in den OP gebracht. Für den Eingriff waren diesmal „nur“ drei Stunden angedacht. Wir trafen gegen elf auf Intensiv ein, da war Emil noch im OP. Kurz darauf kam er zwar hoch, aber wir durften wegen eines Notfalls in seinem Zimmer nicht zu ihm. Gegen zwölf erkundigten wir uns bei einer Intensivschwester nach dem Befinden unseres Kindes. Er sei stabil und schlafe noch, sagte sie uns. So konnten wir beruhigt in die Mittagspause starten. Während wir gewartet hatten, war Meleks Mutter, betäubt von starken Beruhigungsmitteln, auf der Intensivstation aufgetaucht. Ich habe je bereits darüber berichtet. Es tat mir so unfassbar leid was sie durchzustehen hatte, doch ich konnte ihr nicht helfen.

Gegen zwei durften wir Emil dann endlich sehen. Die große Herz-Gesundmach-Narbe war erneut geöffnet worden um den Schrittmacher anbringen zu können. Er war noch intubiert, versuchte aber bereits mitzuatmen, weshalb sich die Ärzte kurze Zeit später entschieden, den Tubus zu ziehen. Dafür sollten wir kurz das Zimmer verlassen. Als wir wieder zu unserem Sohn durften, war er grade dabei zu inhalieren. Er war von der Narkose noch ziemlich neben der Spur, aber er war extubiert, was für uns ein unsagbar schönes Zeichen war. Wir konnten den ganzen Nachmittag bei ihm bleiben und mussten den Raum nur einmal kurz wegen der Ärzteübergabe verlassen. Um halb acht war die Besuchszeit dann vorbei und wir mussten uns von Emil verabschieden. Da er noch ziemlich müde war, schlief er sofort ein, was den Abschied etwas leichter machte. Ich begab mich in mein Apartment während Stefan sich auf den Heimweg nach Siegen machte. Da es während des Eingriffs keinerlei Komplikationen gegeben hatte, wollte er am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen.

Am nächsten Morgen ging ich gegen neun zum Frühstück und danach sofort zu Emil. Er war immer noch ziemlich neben der Spur und sah aus wie ein kleines Häufchen Elend. Der kleine Schatz schlug kurz die Augen auf als ich kam und begrüßte mich dann mit den Worten: „Mama, du bist da“. Das klang so erleichtert, dass mir fast das Herz brach. Ich blieb bis zur Schwesternübergabe bei ihm. Als ich dann gehen musste, war das schrecklich. Emil weinte und wollte mich nicht gehen lassen. Er tat mir so leid. Mein kleiner Wurm brauchte mich doch und ich konnte nicht bei ihm sein! In diesem Moment hasste ich die strengen Regeln der Intensivstation mehr als jemals zuvor.

Nach der Mittagspause klingelte ich erneut auf Intensiv. Die Schwester teilte mir allerdings mit, dass Emil bereits auf Czerny zurück verlegt worden war. Ich eilte sofort nach oben.