Endlich zu viert

Februar 2012 bis März 2012

IMG_0119Einen Tag nach der Entbindung sah Emil seinen Bruder zum ersten Mal. Meine Mutter brachte ihn vorbei. Emils erste Worte über seinen Bruder waren: „der sagt ja gar nichts.“ 😉

Ich würde gerne sagen, dass die Zeit danach unkompliziert und alles wunderbar war. Aber das trifft nicht zu. Schon als Emil mich im Krankenhaus besuchte fiel mir auf, dass wieder eine Bronchitis im Anmarsch war. Außerdem stand drei Tage später ein Kontrolltermin inklusive Schrittmacherauslese in Gießen an, wovor ich ziemliche Angst hatte. Zudem hatte ich viel Blut verloren und erhebliche Geburtsverletzungen davon getragen und konnte kaum laufen, geschweige denn sitzen. Und zu guter letzt erwischte mich ein paar Tage später noch der Babyblues und ich bekam leichte Depressiönchen.

IMG_0110Zwei Tage nach Johanns Geburt fand die U2 statt. Diesmal war alles in Ordnung und mir fiel ein Stein vom Herzen. Natürlich hatte ich tief im Inneren gewusst, dass Johann gesund sein würde, trotzdem war ich sehr erleichtert.

Am nächsten Zag wurden wir entlassen. Ich hatte eine Eiseninfusion erhalten und starke Schmerzmittel verschrieben bekommen und die Welt sah schon etwas positiver aus. Außerdem schien die Sonne. Stefan holte Emil bei meiner Mutter ab. Er hustete nach wir vor sehr stark und ich bekam Angst vor einer erneuten Tachykardie. Zum Glück fand am nächsten Tag der Termin in Gießen statt. Da es mir körperlich noch immer nicht besonders gut ging, fuhr Stefan mit Emil alleine, während ich Besuch von meiner Hebamme erhielt.

IMG_0121Die erste Nacht zu Hause war turbulent gewesen. Emil hatte einmal nach mir gerufen weil er so viel husten musste und Johann schlief während des Stillens immer ein nur um kurz darauf vor Hunger zu schreien. Ich war so müde, dass ich eingeschlafen war, als meine Hebamme klingelte. Während ihres Besuchs erhielt ich eine Nachricht von Stefan. Mit Emils Herz und seinem Schrittmacher war soweit alles ok, allerdings litt er aktuell an einer Bronchitis und benötigte erneut ein Antibiotikum. Diesmal bekam er keine Tachykardie und ich begann, mich ein wenig sicherer zu fühlen.

IMG_0130Die erste Woche hatte Stefan noch Urlaub und als er danach wieder zur Arbeit musste, erhielt ich Unterstützung von meiner Mutter. Unser Tag startete damit, dass ich Emil für den Kindergarten fertig machte und mich danach dann nochmal mit Johann ins Bett kuschelte. Stefan brachte Emil vor der Arbeit in den Kindergarten. Gegen neun kam meine Mutter um mit im Haushalt zu helfen und zu kochen. Nach zwölf holte sie Emil aus dem Kiga, aß mit uns und bespaßte meinen Erstgeborenen. Gegen Abend machte sie sich auf den Heimweg. Ich weiß nicht, wie ich es die ersten drei Wochen ohne ihre Hilfe geschafft hätte, denn ich konnte immer noch kaum laufen, geschweige denn sitzen.

IMG_0126Johann war wider erwarten ein ruhiger und ausgeglichener Säugling, ein richtiges “ Übungsbaby“. Er schlief viel, trank gut und weinte wenig. Meine Befürchtungen, dass er von dem vorgeburtlichen Streß etwas abbekommen hatte, lösten sich langsam in Luft auf. Er war genau das, was ich nach der anstrengenden Zeit brauchte. Das einzige Problem war, dass er während des Stillens immer einschlief und jedesmal wach wurde, wenn ich ihn dann ablegte. Und so begann ich Nachts zuzufüttern, erst abgepumpte Muttermilch, dann zusätzlich Fertignahrung. Johann zog das Fläschchen in einem Tempo durch, das ich von Emil nicht mal ansatzweise gewohnt war. Währenddessen lief ich tagsüber die ganze Zeit mit einem Kind am Busen rum lief. Einen Nachmittag besuchte Emil meine Mutter und ich bewegte mich die ganze Zeit nicht vom Sofa weg, Johann immer an der Brust. Ich hatte den Eindruck, dass meine Milch ihn nicht sättigte und so fütterte ich immer mehr zu, bis ich nach dreieinhalb Monaten komplett abstillte.

IMG_0123Emil ist ein toller und lieber großer Bruder. Er hat viel Geduld, auch wenn es ihm von Johann nicht immer leicht gemacht wird. Und so war es von Anfang an. Nach und nach fühlte auch ich mich wieder besser, der Streß der vergangenen Monate sowie die anstrengende Geburt gerieten immer mehr in den Hintergrund. Ich war glücklich mit meinen beiden süßen Jungs. Die Angst wurde weniger und ich entspannte mich.