Herzrhytmusstörungen

November 2011 bis Dezember 2011

Langsam hielt der Herbst Einzug und mit ihm kamen die Infekte. Da Emil jetzt in den Kindergarten ging, nahm er natürlich einige von ihnen mit.

Am 26. November – einem Samstag – traf ich mich mit meiner Schwiegermutter, wir wollten in die Stadt gehen um Kinderklamotten für Emil und seinen ungeborenen Bruder zu kaufen. Emil war ziemlich erkältet, er hustete und schniefte, außerdem hatte er erhöhte Temperatur. Deshalb blieb er mit Stefan zu Hause. Ich machte mir keine großen Sorgen, schließlich war es normal, dass Kinder im ersten Kindergartenjahr häufig krank werden.

Früh am nächsten Morgen hustet Emil so stark, dass ich in sein Zimmer ging um ihn zu trösten. Dabei fiel mir auf, dass sein Herz unnatürlich schnell schlug. Ich versuchte mich zu beruhigen, dass das an dem Infekt liegt und ging – nachdem Emil wieder eingeschlafen war – zurück in mein Bett.

Am Nachmittag kuschelten Stefan und Emil auf dem Sofa. Dort bemerkten wir erneut den zu schnellen Herzschlag. Langsam begann ich mir richtige Sorgen zu machen und wir beschlossen, in die Kinderklinik zu fahren. Dort angekommen, wurde Emil sofort an ein EKG gelegt. Und das schnellte hoch auf über 200 Schläge pro Minute! Nun wurde auch ein Kinderkardiologe hinzu gerufen. Man brachte Emil sofort auf die Intensivstation, er bekam einen Zugang gelegt und der Kardiologe machte einen Ultraschall von seinem Herzen. Dabei wurde herausgefunden, dass Emil erneut an einer Vorhoftachykardie litt, so wie es bereits Anfang des Jahres in Gießen der Fall gewesen war. Stefan und ich sahen uns an. Die Angst war wieder da!

Nach langem rumprobieren, schafften es die Ärzte schließlich, seine Herzfrequenz medikamentös in den Normbereich zu bringen. Trotzdem sollte Emil die Nacht zur Beobachtung auf der Intensivstation verbringen. Zum Glück war noch ein Bett in einem Elternzimmer neben der Intensivstation frei und ich beschloss, dort zu bleiben. Stefan fuhr nach Hause um ein paar Sachen für Emil und mich zu holen.

Ich teilte mein Zimmer mit Susanne, deren zwei Monate alte Tochter Mila mit Auffälligkeiten in die Klinik verlegt worden war. Wir unterhielten uns kurz und ich erzählte ihr von Emil. Sie zeigte großes Mitleid. Meine Nacht blieb relativ ruhig, was bedeutete, dass Emil stabil blieb. Susanne wurde mitten in der Nacht raus gerufen und blieb die ganze Nacht über verschwunden. Ich wunderte mich sehr darüber, war aber so mit Emil beschäftigt, dass ich es im Laufe des nächsten Tages vergaß.

IMG_0101Morgens beschlossen die Ärzte, Emil – mit einem Langzeit-EKG ausgestattet – auf die normale Station zu verlegen. Bei ihm war inzwischen eine Lungenentzündung diagnostiziert worden, die mitverantwortlich für seine Herzrhythmusstörungen zu sein schien. Er atmete schwer und keuchte mittlerweile wie ein Astmakranker. Am nächsten Morgen – ich hatte die Nacht mehr schlecht als recht auf einer Liege in Emils Zimmer verbracht – wurde Emil erneut auf Intensiv verlegt. Er hatte zu wenig Flüssigkeit und musste an eine Infusion. Dort entwickelte er eine Bradykardie, dass heißt, dass seine Herzfrequenz unter 40 Schläge die Minute abfiel. Auch dieser Zustand ließ sich medikamentös beheben. Trotzdem meinte der Kardiologe, dass eventuell über einen Schrittmacher nachgedacht werden müsse. Das würde allerdings eine Verlegung ins Kinderherzzentrum Gießen bedeuten. Zunächst wollen man aber noch abwarten wie sich die ganze Sache entwickelte.

Auf dem Flur vor der Intensivstation fand ich Susanne, die weinend telefonierte. Mila war unterdessen von der normalen Station auf Intensiv verlegt worden. Nachdem Susanne fertig gesprochen hatte, fragte ich sie, was denn los sei. Sie erzählte mir, dass Mila in der Nacht kollabiert sei, das sie einen Ultraschall gehabt habe und irgendetwas mir ihrem Herzen nicht in Ordnung sei. Ich nahm Susanne in den Arm und hielt sie ganz fest. Susanne, ihr Mann Martin und Mila wurden ein paar Tage später nach Gießen verlegt.

Unterdessen hatte ich einen Kontrolltermin beim Gynäkologen, schließlich war ich mittelerweile in der 31. Woche schwanger. Meine Mutter blieb solange bei Emil. Mein Frauenarzt stellte fest, dass der Muttermund verkürzt war. Der Gynokologen meinte, er wolle den Befund noch genau auswerten, ich solle mich am nächsten Tag nochmal in der Praxis melden. Ich rief also am nächsten Morgen aus der Cafeteria der Kinderklinik in der Praxis an. Dort teilte mir die Arzthelferin am Telefon mit, das der Befund kritisch sei, ich solle sofort in die Klinik fahren und mich dort aufnehmen lassen! Das war ein Ergebnis, das ich nicht erwartet hatte. Weinend saß ich in der Cafeteria und rief Stefan an. Auf der Intensivstation sah ich nur noch die Inkubatoren mit den Frühchen darin. Würde uns denn gar nichts erspart bleiben? Musste ich bald um zwei Kinder bangen? Ich sah mich schon auf Intensiv zwischen meinem Herzkind und meinem Frühchen hin und her eilen. Ich rief erst meine Mutter an und dann in der Entbindungsklinik. Als meine Mutter bei Emil war, machte ich mich auf den Weg in die Klinik. Dort angekommen, wurde ich zuallererst für 30 Minuten an ein CTG angeschlossen. Es war keinerlei Wehentätigkeit feststellbar. Danach bekam ich einen Ultraschall um festzustellen, wie weit der Muttermund verkürzt war. Doch das Ergebniss blieb ohne Befund. Mein Gynäkologe, der ein sehr undeutliches und altes Ultraschallgerät besitzt, hatte sich wohl geirrt. Dennoch wollten mich die Ärzte der Klinik da behalten. Doch ich sah keinerlei Grund dazu und entließ mich auf eigene Verantwortung. Sollte doch ich ein Notfall eintreten, wäre ich innerhalb von zehn Minuten in der Klinik. Jetzt fiel mir aber erst einmal ein Stein vom Herzen, dass mit meinem Baby alles ok war.

IMG_0134Emil war unterdessen wieder auf die normale Station verlegt worden. Die Lungenentzündung besserte sich und wir waren guter Hoffnung, dass wir bald nach Hause durften. Ein paar Tage späte fiel Stefan allerdings auf dem Monitor auf, dass Emils Herzfrequenz deutliche Schwankungen aufwies. Und das Schlimme daran war, dass dieser Zustand weder den Ärzten noch den Schwestern aufgefallen war sondern uns! Also wurde unser Sohn erneut auf die Intensivstation verlegt, denn dort war die Überwachung optimal. Und dort fiel ganz deutlich auf, dass Emil nach wie vor unter Herzrhythmusstörungen litt. Mal rutschte er in eine Tachykardie, mal in eine Bradykardie. Unser Kardiologe hielt Rücksprache mit dem Kinderherzzentrum und man beschloss, Emil am nächsten Tag nach Gießen zu verlegen und ihm einen Herzschrittmacher einzusetzen.

2 Gedanken zu „Herzrhytmusstörungen

  1. Liebe Kerstin,
    ich fühle mit dir! Eine schöne Seite, wenn auch der Anlass nicht schön ist. Danke für die Berichte und die Fotos, gerade für betroffene Eltern bestimmt hilfreich. Ich wünsche euch für die nächsten Monate wieder viel Kraft und alles alles Gute. Ich werde an euch denken.
    Viele Grüße,
    Nina

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