Infekte

November 2011 bis Winter 2015/2016

Eine Sache muss ich hier vielleicht noch kurz erklären: Durch Emils Herzfehler bekommt er keine normalen Erkältung mit Husten und Schnupfen wie ein gesundes Kind, sondern jedesmal eine Bronchitis oder eine Lungenentzündung. Weil seine Mitralklappe – also die Klappe in der linken Herzkammer – verengt ist, kommt es zu einem Rückstau in die Lunge, was jeden Infekt begünstigt. Und jeder Infekt, besonders wenn noch Fieber dazu kommt, kann eine Tachykardie auslösen.

IMG_0146Spätestens nach dem Krankenhausaufenthalt im März 2012 wurde uns das schmerzlichst bewusst. Damals hatte ich Angst! Ich hatte jedesmal Angst, wenn Emil hustete, wenn er schlapp und blass wirkte,  wenn er nieste. Ich war sicherlich keine Helikoptermutter, aber in solchen Fällen wurde ich zu einer. Sobald unser Sohn Fieber bekam, verabreichten wir ihm ab 38 Grad ein Zäpfchen, später dann auch Fiebersaft. Am Anfang war das echt schlimm. Ich stand in solchen Nächten stündlich auf um seine Temperatur zu messen. Mittlerweile ist die Angst weniger geworden. Man wächst wohl an seinen Aufgaben. Ich stehe immer noch ein, zweimal in der Nacht auf und kontrolliere seine Temperatur und seinen Herzschlag. Wenn nötig, gebe ich ihm dann ein Zäpfchen. Ungefähr eine Stunde später muss ich dann wieder raus um Emil komplett umzuziehen. Denn wenn das Fieber fällt, schwitzt unser Herzchen extrem. Bei Johann war von Beginn alles anders. Wenn er Fieber bekommt überwachte ich das grobmaschig, ein Zäpfchen erhält er bei Bedarf aber normalerweise nicht unter 39 Grad.

Dazu kommt, dass wir bei Emil Endokarditis-Prophylaxe betreiben müssen, um sein Herz zu schützen. Das bedeutet, dass er bei fast jeder Bronchitis sowie bei jeder Lungenentzündung Antibiotika nehmen muss. Mittlerweile kann ich mein Kind sehr gut einschätzen, ich höre zu Beginn des Infekts an seiner Atmung und merke an seinem Verhalten wie ernst es werden wird. Ich weiß also, ob wir zum Kinderarzt müssen um uns ein Antibiotikum aufschreiben zu lassen, oder ob wir es anders schaffen. Doch als Emils Infekte begannen, war ich unsicher und hatte Angst. Und diese Angst zerrte an meinen Nerven, die eh schon zum Zerreißen gespannt waren.

Als wir im Januar 2012 aus dem Kinderherzzentrum Gießen entlassen worden waren, hatte uns die Oberärztin von Czerny ein Rezept für ein Inhaliergerät, einen Pari Boy, mitgegeben. Und dieser Pari Boy ist während Emils Infekten zu unserem besten Freund geworden. Sobald Emil hustet, lasse ich ihn mit NaCl inhalieren und wenn ich höre, dass er etwas auf den Lungen hat, kommt noch Berodual hinzu, ein Medikament bei Entzündungen der Atemwege. Normalerweise wird in solchen Fällen mit Salbutamol inhaliert, doch das hat bei Emil das ein oder andere Mal Tachykardien ausgelöst und das ist in seinem Fall eher kontraproduktiv.

Seit dem Emil unter den Tachykardien leidet, höre ich jeden Tag mehrmals sein Herz ab. Zu Beginn noch mit dem Stetoskop aber mittlerweile lege ich einfach nur meine Hand auf seine Brust. Auf diese Weise habe ich schon einige erhöhte Herzfrequenzen festgestellt, durch die Emil ins Krankenhaus musste. Davon aber später mehr.