Unruhige Tage

22. Februar 2016

Die Tage bis zur Emils geplanter OP am 22. Februar versuchte ich irgendwie hinter mich zu bringen, ohne den Verstand zu verlieren. Doch dummerweise kam etwas dazwischen: am 18. Februar, vier Tage vor dem geplanten Eingriff, erhielt ich einen Anruf aus Gießen. Man müsse die OP leider verschieben hieß es, die Intensivstation und Czerny seien einfach zu voll. Als Ersatztermin wurde uns der 26. Februar genannt, also vier Tage später als geplant. Das ist so zermürbend. Ich hatte mich auf den Montag eingestellt und nun wurden alle Planungen ins Wasser geworfen. Außerdem mussten wir nun eine Menge umorganisieren.

Wir buchten also unser Zimmer in Gießen um, was zum Glück ohne Probleme möglich war. Außerdem musste Johanns Betreuung neu organisiert werden, was gar nicht so einfach war. Meine Mutter sorgt ja normalerweise noch für meine Oma (knapp 101 Jahre alt). In der Zeit in der wir in Gießen sind, wollte meine Tante aus Bayern kommen um sich um meine Oma zu kümmern, damit meine Mutter in unser Haus ziehen konnte. Denn ich möchte, dass Johann so viel Normalität wie möglich hat in der Zeit wo wir nicht da sind. Aber die Tochter meiner Tante – also meine Cousine – heiratet Anfang März. Also kann meine Tante natürlich nicht kommen. Meine Oma hat noch ein drittes Kind, meinen Onkel. Doch der ist etwas -nun ja – schwierig und weigerte sich erst zu kommen. Zum Glück konnte mein Mutter ihn doch noch überreden, dass er ab dem 29. Februar meine Oma betreut. Johann wird das Wochenende davor bei meinem Bruder, meiner Schwägerin und meinem Neffen verbringen, worauf er sich schon sehr freut. Denn mein Neffe ist nur ein halbes Jahr jünger als Johann und die beiden verstehen sich sehr gut. Das beruhigt mich sehr, dass mein jüngeres Kind so gut untergebracht ist. Auch meine Schwiegermutter konnte sich zum Glück so weit umorganisieren, dass sie Zeit hat sich um Emil zu kümmern, wenn er von Intensiv auf Czerny verlegt worden ist. Für Emil allerdings war die Verachiebung seiner OP eine Katastrophe. Er hatte in der Schule schon Abschied gefeiert und tat sich schwer, dass er jetzt doch noch vier Tage hin muss. 🙁

IMG_0208Ich hatte mich im Januar in einem Herzchenforum angemeldet. Lange habe ich den Kontakt zu anderen Herzeltern vermieden, zu schmerzhaft waren die Erinnerungen an die Zeit im Krankenhaus, an die Intensivstation und an die Sternenkinder. Ich wollte einfach nur ein normales Leben führen. Doch je näher Emils OP Termin rückt, um so mehr wächst das Bedürfnis mich mit Menschen auszutauschen, die meine Angst nachvollziehen können. Und in diesem Forum herrscht ein tolles Klima. Man baut einander mit lieben Worten auf, nimmt diejenigen virtuell in den Arm die es benötigen und gibt einander Kraft. Der Umgang miteinander ist ähnlich wie damal auf Intensiv. Man wird aufgefangen und weiß, dass man nicht allein ist. Es tut mir sehr gut. Ich bekomme zudem sehr positive Resonanz zu meinem Blog, den einige Herzcheneltern gelesen haben. Das alles hilft mir. Manchmal. Denn manchmal trifft mich die Angst mit voller Kraft, dann wird mit bewusst, dass es nur noch wenige Tage sind, bis Emil operiert wird. Ich stelle mir das alles wieder viel zu plastisch vor und das tut mir nicht gut. Aber ich kann es nicht änderen. Ich habe riesige Angst, dass wieder etwas schief geht. Das er noch während der OP stirbt. Oder danach Komplikationen auftreten. Das er einen Schlaganfall bekommt. Die Liste meiner Ängste ist endlos lang…..

In genau diesem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, wäre Emil eigentlich im OP. Stefan und ich würden voller Sorge durch die Stadt irren oder säßen in dem Zimmer welches wir gemietet haben…. Aber heute Abend wäre die OP geschafft. Morgen und übermorgen wären nochmal hart gewesen, aber dann hätten wir das schlimmste hinter uns gehabt, sofern keine Komplikationen aufgetreten wären…. Danach wäre es bergauf gegangen. Und jetzt haben wir das alles noch vor uns. Noch vier Tage der Angst und der Ungewissheit, ob der Eingriff nicht noch einmal verschoben werden muss. Alles ist möglich. Emil könnte krank werden, denn Johann hat es ziemlich erwischt. Es könnte ein Notfall im Kinderherzzentrum eintreten der die OP verschiebt. Die Spenderherzklappe, die Emil bekommen soll, könnte notfallmäßug für ein anderes Kind benötigt werden….. Diese Warterei macht mich so fertig! Aber ich werde versuchen, stark zu bleiben. Für meine Kinder. Ich werde schöne Dinge mit ihnen unternehmen, mit ihnen spielen, ihnen vorlesen. Ich hoffe, dass ich die Kraft dafür finde. Irgendwie. Ich hoffe es so sehr….