März 2017
Emil hat schlechte Zähne. Das war mir bewusst, als ich im Frühjahr 2017 für meine beiden Kinder einen Kontrolltermin bei meinem Zahnarzt vereinbarte. Schon sein Milchgebiss zeigte an den Frontzähnen deutliche Verfärbungen, mit den bleibenden Zähnen wurde es leider noch drastischer. Das es aber so katastrophal war, damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich bekam einen Termin für Anfang März. Johann ließ sich ohne Probleme in den Mund schauen, seine Milchzähnchen waren ein Traum. Als Emil an der Reihe war, klärte ich den Dentisten kurz über Emils Krankengeschichte, die nötige Endokarditisprophylaxe und das Marcumar auf. Mein großer Sohn war sehr angetan von dem technisch hochwertigen Zahnarztstuhl und lies sich brav in den Mund schauen. Der Arzt fand ganze vier Löcher, in jedem bleibenden Backenzahn einen. Ich verstand die Welt nicht mehr, denn ich lege extrem viel Wert auf die Zahnhygiene meiner Kinder. Wir putzen zweimal täglich Emils Zähne mit einer Ultraschallzahnbürste, einmal die Woche noch zusätzlich mit Elmex Gelé. Wie konnte es nur sein, dass seine Zähne trotz allem so katastrophal kaputt waren? Der Zahnarzt meinte, dass er nichts für Emil tun könne, ich solle mich mit der Zahnklinik in Gießen in Verbindung setzten. Am nächsten Tag vereinbarte ich dort einen Termin.
Knapp zwei Wochen später fuhr ich mit Emil nach Gießen und die Kinderzahnklinik. Dort stellten die Kinderzahnärzte sogenannte Strukturschäden der Zähne fest. Betroffen sind in Emils Fall die Frontzähne sowie die bleibenden Backenzähne. Diese Erkrankung ist wohl bei chronisch schwerkranken Kindern nicht grade selten und bewirkt, dass die Zähne leichter bröckeln und sich an diesen Stellen dann schnell Karies bildet. Vermutlich ist das ganze auf die vielen Medikamente die Emil nehmen muss sowie den Sauerstoffmangel, den er während des Herzstillstands und den Zeiten an der Herz-Lungen-Maschine erlitten hat, zurückzuführen. Bei meinem Kind bestand Handlungsbedarf und die Ärzte klärten mich auf, dass er dafür eine Op unter Vollnarkose benötigen würde. Diese müsse stationär stattfinden, damit mein Kind unter ständiger Überwachung eines Kardiologen stehe. Außerdem wisse man nicht, wie lange Emil dafür stationär gehen müsse, das komme darauf an, ob er vor dem Eingriff von dem Marcumar auf Heparin umgestellt werden müsse.
Ich hätte schreien mögen können. Wieder was Neues, worauf wir uns einstellen mussten. Warum konnte nicht einmal etwas glatt und problemlos verlaufen?
Wir bekamen schließlich einen Termin für Anfang Oktober, vorher war nichts frei. Am Montag sollten wir auf Czerny aufgenommen werden und am Mittwoch sollte der Eingriff dann stattfinden.
Jetzt hieß es also, noch knapp sechs Monate durchzuhalten und Emils Zähne soweit zu stabilisieren, dass sich der Karies nicht noch weiter ausbreitete. Die Zahnärztin empfahl und eine Paste, die abends nach dem putzen auf die Zähne aufgetragen werden sollte um dort über Nacht einzuwirken. Diese Paste wurde natürlich nicht von der Krankenkasse übernommen und war nicht ganz billig, aber wir bestellten sie natürlich trotzdem. Ich denke im Nachhinein, dass sie wirklich etwas geholfen hat, denn Emil überstand die knapp sechs Monate bis zum geplanten Op Termin mit nur einem kleinen Zwischenfall. Im Sommer verspürte er plötzlich Zahnschmerzen, was uns zu einem weiteren Besuch in der Zahnklinik zwang. Zum Glück lies mein Kind es zu, dass die Ärzte den schmerzenden Zahn behandeln konnten und so durften wir wieder nach Hause um dort auf den Eingriff Anfang Oktober zu warten.