20. bis 28. November 2008
Die OP begann am Donnerstag den 20.11. um acht Uhr morgens. Man sagte uns, dass sie mindestens acht Stunden dauern würde, wir bräuchten vor vier also nicht auf der Intensivstation zu sein. Als wir dort eintrafen, war Emil noch nicht zurück, es dauerte noch eineinhalb Stunden bis wir zu ihm durften.
Wir konnten noch kurz mit dem Chirurgen sprechen, ehe wir zu Emil gingen. Die OP sei erfolgreich verlaufen sagte man uns, der Aortenbogen sei vollständig rekonstruiert worden und die Aortenklappe sei nun auch geweitet, damit könne Emil erstmal ein paar Jahre problemlos leben. Irgendwann müsse man dann einen Eingriff machen der Ross-Konno-OP heißt; bei dieser OP wird die defekte Aortenklappe herausgeschnitten und mit der Pulmonatklappe vertauscht. An die Stelle der Pulmonalplappe wird dann eine Rnderschlagader, ein Kontegra Graft eingesetzt. Fürs erste war das aber kein Thema mehr. Stefan und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen.
Als wir unser Baby dann sehen durften, war das schrecklich für mich. Die Narbe auf seiner Brust war nicht verbunden und sah einfach nur furchterregend aus, er sah so krank aus an all den Kabeln und Maschinen, er musste beatmet werden und überall waren Schläuche. Ich hätte mit gewünscht, dass uns jemand über die Funktion der einzelnen Geräte aufklärt, doch niemand war da. Hin und wieder kam eine Intensivschwester um etwas zu überprüfen oder um Emil zu versorgen und wir löcherten sie jedesmal mit Fragen.
Diesmal dauerte der Heilungsprozess länger als beim ersten Mal. Emil bekam Fieber und setzte Wasser an, bekam viele Medikamente dagegen. Am dritten Tag nach dem Eingriff sah er regelrecht furcheinflössend aus. Wer sein Kind jemals in einer solchen Situation gesehen hat, wird es den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen. Er tat mir so unsagbar leid…..
Das schlimmste an all der Zeit die wir auf Intensiv verbringen mussten war, dass wir als Eltern so wenig Zeit mit unserem Kind hatten. Man darf erst gegen neun Uhr morgens kommen und wenn man Glück hat, wird man erst zur Visite, also gegen zehn, wieder rausgeworfen. Die Visite dauert bis elf/halb zwölf und mit viel Glück kann man danach nochmal für ein paar Minuten zu seinem Kind, bevor die Schwesternübergabe um halb eins beginnt. Diese dauert mindestens bis zwei, danach darf man noch mal rein bevor um halb drei/drei die Ärzteübergabe startet. Wenn die endlich vorbei ist, so gegen vier, darf man bis zum Ende der Besuchszeit um halb Acht endlich zu seinem Kind. Es sei denn, es kommt ein Kind aus dem OP hoch, das dauert dann auch nochmal gut eineinhalb Stunden bis es komplett versorgt ist. Oder es ist ein Notfall, dann müssen auch alle Eltern raus. Da die Zimmer auf Intensiv Platz für sechs Betten haben, kommt das alles leider ziemlich häufig vor. Man sitzt also stundenlang in dem dafür vorgesehenen Elternzimmer. Das alles ist so unfassbar zermürbend, diese Warterei macht einen ganz krank. Jedesmal wenn irgendwo ein Kind schreit oder weint, denkt man es ist das Eigene. Es ist die Hölle zu wissen, dass man sein Baby nicht trösten kann…. Zudem unterhält man sich natürlich mit den anderen Eltern und erfährt so andere unfassbare Schicksale. Die Zeit auf der Intensivstation werde ich für immer in Erinnerung behalten…..
Nach vier Tagen Intensivstation hatten wir es für dieses Mal geschafft und Emil kam hoch auf Station. Er machte schnelle Fortschritte und so konnten wir am Freitag den 28.11. 2008, acht Tage nach dem Eingriff, das Kinderherzzentrum mit einem Sack voller Medikamente wieder verlassen.