Herzstillstand!

15. Januar 2011

Der nächste Tag war ein Samstag. Morgens um zehn – wir wollten uns grade auf den Weg zur Klinik machen – klingelte das Telefon. Eine Schwester der Intensivstation teilte uns mit, dass Emil zur Zeit nicht besonders stabil sei, so wiesen die Blutdrücke zwischen Armen und Beinen einen enormen Druckunterschied auf, was auf eine erneute Verengung hindeuten könne. Die Kardiologen hatten deshalb beschlossen einen Herzkatheter durchzuführen um sich ein besseres Bild von dem Problem machen zu können. Wir beeilten uns, um schnell bei unserem Kind sein zu können.

Als wir auf Intensiv angekommen waren, saßen wir erst einmal im Elternzimmer, da Emil noch im Katheter war. Die Zeit verstrich, mittlerweile war es Mittag  geworden. Da zu dieser Zeit die Schwesternübergabe stattfindet, blieben wir auch da noch relativ ruhig.

Irgendwann – es wird wohl früher Nachmittag gewesen sein – kam eine Ärztin in den Elternraum und bat Stefan und mich, ihr zu folgen. Sie brachte uns aber nicht wie erwartet zu unserem Wurm, sondern leitete uns in ein Arztzimmer weiter. Ich weiß noch, dass ich vor Stefan ging. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass etwas nicht stimmen konnte. Hilflos drehte ich mich zu meinem Mann um, ich fühlte mich wie in einem Albtraum aus dem es kein Entrinnen gab. Die Ärztin ließ uns Platz nehmen. Dann teilte sie uns nüchtern mit, dass Emil im Katheterlabor kollabiert sei. Er habe einen Herzstillstand erlitten und sei 45 Minuten reanimiert worden. Sein Zustand sei kritisch! Ich brach zusammen, schrie, weinte und klammerte mich an Stefan. „Er stirbt, unser Kind stirbt.“brach es immer wieder aus mir heraus. Eine Schwester drückte mir ein Beruhigungsmittel in die Hand, welches ich mechanisch schluckte. Anschließend teilte die Ärztin uns mit, dass man Emils Thorax wieder hatte öffnen müssen und dass er zur Zeit notfallmässig an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen worden sei. Diese Maschine sollte allerdings gegen eine andere getauscht werden, gegen ein sogenanntes ECMO. Dieses ECMO würde Emils Herz in den nächsten Tagen unterstützen, damit es sich erholen konnte.

Da es zu gefährlich war Emil zu bewegen, fand die OP auf der Intensivstation statt. Und wieder hieß es warten. Damit wir nicht in das Elternzimmer, im dem noch immer die Verwandten der anderen Kinder warteten, zurückkehren mussten, führte man uns in ein anderes leeres Arztzimmer. Eine Schwester versuchte mich zu trösten, sagte, sie habe auf dieser Station schon so viele kleine Wunder gesehen, wir sollen die Hoffnung niemals aufgeben. Dann ließ sie uns allein.

Ich weiß nicht mehr, wer unsere Eltern informierte, vermutlich war es Stefan. Ich weiß nur noch, dass ich es nach einer Weile in dem stillen Raum nicht mehr aushielt. Also gingen wir nach vorne, ich setzte mich in den Flur und weinte. Solche Angst hatte ich noch nie in meinem Leben gespürt, sie schnürte mir die Kehle zu, ich hätte schreien mögen. Vermutlich hätte ich das auch getan, wenn ich nicht unter dem Einfluss des Beruhigungsmittels gestanden hätte….

Irgendwann an diesem Tag durften wir Emil endlich sehen!